A. L. Schlageter – Patriot mit Tatendrang

Peter Bulke/    Mancher Betrachter des obigen Fotos wird sich wundern: Schlageter wurde vor 100 Jahren erschossen. Der Grabstein macht nicht den Eindruck, schon so alt zu sein. Des Rätsels Lösung ist, dass die ursprüngliche Gedenkstätte im Jahre 1985 in einer Nacht zerstört wurde. Zuvor hatte es mehrmals kleine Beschädigungen gegeben. Die Badische Zeitung (BZ) berichtete am 9. Mai 2023 darüber. Die Täter wollten offensichtlich damit beginnen, was die Schönauer SPD in den achziger Jahren gefordert hatte, nämlich die Entfernung und schließlich Einebnung der Gedenkstätte. Stein des Anstoßes  waren gelegentliche Gedenkveranstaltungen  „rechter“ Gruppen, auch der NPD (manchmal verbunden mit Gegendemonstrationen). Doch die Stadt Schönau lehnte die linke Unduldsamkeit ab. In der erwähnten BZ-Ausgabe heißt es dazu: Schlageter wird als Sohn der Stadt angesehen, dessen Gedenkstätte es zu erhalten gelte, schrieb die Stadt daraufhin in einem Infoblatt als Reaktion auf den Zerstörungsakt. Fortgelassen bei der Wiedererrichtung sei die ursprüngliche zusätzliche Inschrift Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen. 

Albert Leo Schlageter wurde auf einem Bauernhof in Schönau geboren, war ein sehr guter Schüler und besuchte erfolgreich das Berthold-Gymnasium in Freiburg. 1914 meldete er sich zwanzigjährig als Kriegsfreiwilliger. 1915 bis zum Kriegsende war er an der Westfront eingesetzt, wurde schon 1917 zum Leutnant befördert und erhielt das Eiserne Kreuz zweiter und erster Klasse. Nach dem Krieg studierte er nur kurze Zeit an der Universität in Freiburg und trat der Freiburger katholischen Studentenverbindung Falkenstein bei. Aber die politischen Zustände (kommunistische Aufstände) ließen ihm keine Ruhe. Er wurde Freikorps-Kämpfer mit Einsätzen in Lettland gegen bolschewistische Truppen und zugunsten der Deutsch-Balten und in Oberschlesien.

Im Januar 1923 besetzten französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet, das wichtigste Industriezentrum Deutschlands. Die  Reichsregierung unter dem parteilosen Wilhelm Cuno (Reichskanzler 1922 bis 1923) forderte die Bevölkerung zum passiven Widerstand auf, um die Transporte von Kohle aus Deutschland zu behindern. Frankreich verbot die „Ausfuhr“ von Kohle in das unbesetzte Deutschland. Die JUNGE Freiheit (Nr. 22/2023) berichtet, dass es Ende März 1923 in einer Halle der Fa. Krupp zu Auseinandersetzungen zwischen französischen Soldaten und Arbeitsverweigerern kam. 13 Arbeiter wurden erschossen. 1923 kam Schlageter mit seiner Gruppe in das Ruhrgebiet und verübte dort mehrere Sprengstoffanschläge auf Eisenbahnstrecken, wurde schließlich festgenommen und zum Tode verurteilt. Sein Leichnam wurde wenige Wochen nach der Erschießung per Eisenbahn nach Schönau gebracht. Nach dem erwähnten BZ-Bericht war Schlageter inzwischen sehr populär geworden. An den Bahnhöfen auf der Strecke nach Schönau hatten sich Menschenmengen eingefunden. Dass er später in der NS-Zeit als Held gefeiert wird, ist nicht überraschend. Der Bau einer monumentalen Gedenkstätte bei Schönau wurde begonnen, aber wegen des Krieges nicht zuende geführt. Die Einweihung sollte 1943 sein. Zu erkennen ist die Baustelle noch heute.  Die BZ brachte ein Foto.                     p.bulke@web.de