Peter Bulke/ Eine Studie der Universität Freiburg ergibt, dass sich in den nächsten 40 Jahren die Zahl der Mitglieder beider großen Kirchen in Deutschland fast halbieren wird, von 43 auf 23 Mill. Hauptgrund sind die zahlreichen Austritte. Diese lagen im Jahr 2019 bei 0,54 Mill. (ca. 1,8 %). Etwa je zur Hälfte waren die katholische und die evangelische Kirche betroffen. Auffällig ist, dass es 2019 ein Viertel mehr Austritte gab als im Jahr zuvor. Die von der Badischen Zeitung veröffentlichten Zahlen für die Stadt Freiburg zeigen etwa das gleiche Bild. Der tatsächliche Mitgliederrückgang beträgt in Deutschland aufgrund des Sterbeüberschusses sogar 0,8 Mill. In Baden-Württemberg zeigt sich allein in den letzten 10 Jahren beim Anteil der Kirchenmitglieder an der Bevölkerung ein Rückgang von 69 % im Jahr 2009 auf 60 % (in Bayern von 76 auf 65 %). Nicht in der Statistik berücksichtigt sind die Freikirchen. Doch sie fallen bei den gerundeten Zahlen nicht ins Gewicht.
Es war zu erwarten, dass es infolge der in der Öffentlichkeit diskutierten Missbrauchsfälle zu zusätzlichen Austritten aus der katholischen Kirche kommen würde. Aber auch die evangelische Kirche leidet an ähnlichen Austrittszahlen. – Mit der Badischen Landeskirche ist ein Teil der Mitglieder nicht zufrieden. Kritikpunkte sind: die Sprachregelung im Sinne der Genderideologie, die kirchliche Trauung gleichgeschlechtlicher Paare, die Mitfinanzierung eines Seenotrettungsschiffes. Aber diese Fehlentscheidungen haben zwar zu Austritten und teilweise zu Übertritten zu Freikirchen geführt, aber sie sind nicht entscheidend für die negative Entwicklung. Entscheidend dürfte die zunehmende Individualisierung in unserer Gesellschaft sein. Früher galt – besonders in ländlichen Gebieten – die kirchliche Zugehörigkeit als selbstverständlich. Der Dekan für den ev. Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald, Rainer Heimburger, Sitz in Bad Krozingen (Foto!), weist in einem Kommentar im Rebland-Kurier darauf hin, dass die Kirchen schon lange nicht mehr die einzigen Anbieter auf dem „spirituellen Markt“ seien. Dadurch ergebe sich eine Art Konkurrenzsituation zu vielen anderen Ideen und Einflüssen. Die Kirchen seien jetzt herausgefordert, mehr auf die Menschen zuzugehen. Während der Pandemie hätten etliche Gemeinden eine erfreuliche Kreativität entwickelt, um Menschen in ihren Sorgen und Nöten zu begleiten (Nachbarschaftshilfe, Musik vor Pflegeheimen, Gottesdienste im Netz). Solche und andere Aktivitäten müssten weiterentwickelt werden.