Aggressiver Vorschlag aus Polen

Peter Bulke/ Das russische Fernsehen zeigte vor einigen Tagen einen kurzen Ausschnitt aus einer polnischen Fernsehsendung. Dort war ein ehemaliger polnischer General aufgetreten, der sich für die „Rückeroberung“ des Kaliningrader/Königsberger Gebietes (Nordostpreußen) aussprach. Das geschah zu der Zeit, als sich US-Präsident Biden in Polen aufhielt. Biden hat dort bekanntlich seine unüberlegten Äußerungen über den anzustrebenden Sturz Putins von sich gegeben. Dass diese Äußerung ausgerechnet in Polen fiel, ist natürlich nicht zufällig, denn Biden konnte dort des Beifalls gewiss sein. Obiges Foto (aus IDEA 50/2012) zeigt, wie das nördliche Ostpreußen inselartig von zwei EU-Ländern und der Ostsee umrahmt ist. Natürlich ist der Begriff „Rück“-Eroberung falsch, weil das Gebiet zuvor überhaupt nicht zu Polen gehört hat. In der erwähnten russischen Sendung wurde ergänzend eine Landkarte des ehemaligen Ostdeutschland gezeigt, um darzustellen, welch großes Gebiet nach dem 2. Weltkrieg Polen zugesprochen wurde, aus dem dann der weitaus größte Teil der Bevölkerung vertrieben wurde. Man stelle sich vor, eine deutsche Persönlichkeit würde sich im deutschen Fernsehen nur für die Rückgabe Stettins an Deutschland aussprechen, weil diese Stadt westlich der Oder-Neiße-Linie liegt. Es gäbe eine riesige öffentliche Aufregung über solch revanchistisches Denken.

Hier zeigt sich ein vollkommen gegensätzlicher Umgang mit der eigenen Geschichte. In Deutschland geht es fast ausschließlich um die Erinnerung an die eigenen Verbrechen, wodurch ein negatives Nationalbewußtsein gefördert wird. Polen übertreibt mit einer total entgegengesetzten Geschichtsbetrachtung. So hieß es in der Badischen Zeitung (BZ) vom 5. 9. 2017: Die polnische Regierung hat Weltkriegsentschädigungen in einer Größenordnung von 840 Milliarden Euro ins Gespräch gebracht. Der jetzige Ministerpräsident Morawiecki hat ebenfalls von Reparationsforderungen gesprochen (BZ, 22. 08. 2019). Auch kurz vor dem deutschen Angriff 1939 hatte die polnische Seite eine kompromisslose Abwehrhaltung gegenüber sehr maßvollen deutschen Vorschlägen gezeigt. Diese extrem nationalistische Haltung Polens hängt auch mit der Geschichte dieses Landes zusammen. Im 18. Jahrhundert gab es die polnischen Teilungen. Beteiligt waren Preußen, Russland und Österreich. 1815 wurde auf dem Wiener Kongreß das von Russland abhängige Kongreßpolen geschaffen. Dieses wurde bald nach der Niederschlagung des Aufstandes von 1831 zu einer echten russischen Provinz. Das polnische Freiheitsstreben erlebte damals in Deutschland viel Sympathie, besonders auf der demokratisch-republikanischen Massenveranstaltung Hambacher Fest (im heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz). Erst nach dem 1. Weltkrieg gab es wieder einen Staat Polen. Dazu gehörten auch Westpreußen, Posen und ein östlicher Teil Oberschlesiens.

Beim derzeitigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine steht Polen hinter der kompromisslosen Haltung Selenskis, die ein baldiges Kriegsende fast unmöglich macht. Dem AfD-Ehrenvorsitzenden Gauland ist zuzustimmen, dass Waffenlieferungen in die Ukraine abzulehnen sind. Unsere Politik sollte entschärfend wirken, notfalls gegen eine EU-Mehrheit. – p.bulke@web.de