Auswüchse der politischen Korrektheit

Peter Bulke/    In der Badischen Zeitung erscheint immer auf der 1. Seite unten die Rubrik Unterm Strich. Der Inhalt ist für viele Leser häufig nicht interessant. Aber am 13. 04. erschien ein Text des BZ-Kommentators Alexander Dick unter der Überschrift Ein deutsches Drama – Heinos „Deutscher Liederabend“ in der Düsseldorfer Tonhalle. Dick berichtet weiter: Heino möchte . . . ein Konzert bestreiten mit dem Untertitel  „Deutscher Liederabend“. Daran stört sich das Management des Konzerthauses, wie die Deutsche Presseagentur berichtet. Und will den Abend deshalb nicht bewerben. . . Die Tonhallen-Administration . . . stört sich nicht an „deutsch“ oder an „Lied“, sondern an der Kombination: „Deutsch ist prima“ . . . „Deutsches Lied ist sogar ein wissenschaftlich verbürgter Begriff, aber deutscher Liederabend ist eben nicht richtig.“ Dick meint gegen Schluss: . . . politische Korrektheit und fachliche Korrektheit müssen nicht identisch sein.

Man fragt sich, was die unverständliche (Nicht-)Begründung für die Ablehnung der Werbung soll. Offensichtlich widerstrebt es den Verantwortlichen, Werbung für (den inzwischen 82-jährigen) Heino zu machen, weil dieser sich vor Jahrzehnten dem traditionellen deutschen Liedgut zugewendet hat. Das machte ihn selbst in Südwestafrika (heute Namibia) bei der deutschen Minderheit bekannt, weil auch das Südwester-Lied von ihm auf Schallplatte erschienen war.  –  Einen sehr umstrittenen Vorgang gab es 1978 in Stuttgart. In der Villa Reitzenstein fand ein Staatsempfang mit dem Ministerpräsidenten Filbinger und Heino statt. Dieser überreichte an 30 Viertklässler einer Grundschule seine Schallplatte mit dem vollständigen Deutschland-Lied. Weitere 1.000 Stück dieser Platte wurden dem Land als erste Sendung für die Schulen übergeben. Doch wegen großer Meinungsverschiedenheiten über die Aktion wurden die Schallplatten einige Tage später an Heino zurückgegeben. Initiator der ursprünglichen – dann aber widerrufenen – Aktion war Filbingers Staatssekretär Mayer-Vorfelder.

Insbesondere im Kulturbereich führen z. Z. traditionsfeindliche und internationalistisch gesinnte Kräfte das große Wort. Selbst die Bundeszentrale für Politische Bildung hat 2020 eine neue CD mit dem Titel „Heimatlieder aus Deutschland“ herausgegeben. Dazu heißt es: „The Best Originals and Remixes of New German Folk . . .  Diese CD enthält 18 deutsche Heimatlieder und Remixe aus Kuba, Portugal, Spanien, Marokko, . . . Türkei, Mosambik, Südkorea, Vietnam, Rumänien, Kamerun“ – weil sich Menschen jener Nationalitäten in Deutschland aufhalten.  Die Zeitung DEUTSCHE SPRACHWELT meinte dazu: Kann der Irrsinn größer sein?