Peter Bulke/ Antirassistische Überreaktionen treiben immer wieder mal seltsame Blüten. Hier geht es um eine Entscheidung des Kirchenvorstandes der evangelischen Kirchengemeinde in Ulm. Danach sollen in diesem Jahr im berühmten Ulmer Münster die Krippenfiguren der Heiligen Drei Könige nicht wie üblich für die Öffentlichkeit aufgestellt werden. Die Figur des Melchior als Schwarzafrikaner spreche „rassistisch geprägte Stereotype“ an. Sie sei aufgrund der Körperfülle, der dicken Lippen, des Federschmucks am Kopf und des Goldstreifens am Bein „problematisch“. In der BILD-Zeitung hieß es: „Auftrittsverbot aus Angst vor einer Rassismus-Debatte“. In der christlichen Wochenzeitschrift Idea-Spektrum bezeichnete ein Kommentator die Begründung der Ulmer Kirchengemeinde für ihre Entscheidung als „Quatsch“. Der württembergische Landesbischof July zeigte dagegen Verständnis für die Entscheidung; allerdings meinte er auch, dass es unsinnig sei, „Dinge im Nachhinein unserer gegenwärtigen Überzeugung anzupassen“ (Idea-Spektrum Nr. 43/2020).
Im Matthäus-Evangelium des Neuen Testaments ist von drei Weisen (Sternkundigen) die Rede. Sie kommen als Heiden, um Jesus, den König der Juden, anzubeten. Später wurden sie zu Königen umgedeutet und vielfach entsprechend dargestellt. Viele Maler kennzeichneten die Könige als jeweilige Angehörige der weißen, gelben bzw. schwarzen Rasse, als Vertreter der damals bekannten drei Erdteile. Die Figuren im Ulmer Münster sind erst um 1920 geschaffen worden. Einige Äußerlichkeiten wurden besonders deutlich herausgestellt: Körperfülle und Goldschmuck sollen Reichtum symbolisieren, etwas dickere Lippen gehören natürlicherweise zu Schwarzafrikanern.
Das obige Foto zeigt total andere Heilige Drei Könige. Diese gotische Bildhauerkunst befindet sich in der Turmvorhalle des Freiburger Münsters. Links steht der bartlose Jüngste, rechts der Älteste. Unterschiedliche Herkünfte der Könige von verschiedenen Erdteilen wurden nicht herausgearbeitet. Erst im Rahmen einer Renovierung im Jahre 1889 wurde der Jüngste (Kaspar) geschwärzt.