„Das russische Freiburg“

Peter Bulke/   „. . . ich bis zum Grab nach Dir verlange, mein Herz auf Dich, mein Deutschland, schwört.“ So schwärmte die russische Dichterin Marina Zwetajewa als junge Frau im Kriegsjahr 1914 von Deutschland. Sie kam bereits als Kind mit ihrer Mutter, die sich hier Heilung von der Tuberkulose erhoffte, nach Horben und wohnte später in Freiburg, Wallstr. 10, wo eine Gedenktafel an sie erinnert. 1941 nahm sie sich in der Sowjetunion das Leben. Sie ist wohl unter den Freiburger Bürgern am ehesten als eine russische Prominente bekannt, die in Freiburg gelebt hat, zumal 2016 das „Zwetajewa-Zentrum für russische Kultur“ in der Stadtstr. 5 eingerichtet wurde.  In diesem Jahr ist im Rombach-Verlag das Buch „Das russische Freiburg“ der Slawistin Elisabeth Cheaure` erschienen. Es ist eine großartige, ausführliche Quelle über zahlreiche prominente Russen, die zeitweise in Freiburg gelebt haben.

Zu ihnen gehört auch Maxim Gorkij. In dem Buch ist zu entnehmen, dass er in der Anfangszeit der kommunistischen Revolution ins Exil geschickt wurde, und zwar aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit Lenin. Auch er litt an Tuberkulose so wie mehrere bekannte Russen, die anfangs des 20. Jahrhunderts nach Südbaden kamen und Heilung erhofften. 1923 zog Gorkij nach Günterstal und wohnte dort ab September im Haus Dorfstr. 5, das aber inzwischen vergrößert worden ist. Maxim Gorkij wird in dem Buch als bekannter Literat beschrieben, der sich für die Schwachen einsetzte und auch ein Anhänger Stalins war.  1930 hat er gegenüber Stalin im Zusammenhang mit den beginnenden Schauprozessen höchste Strafen befürwortet. In einem Buch von Walter Lange (2010) „Warum mussten wir in der Sowjetunion hungern?“ wird die Zustimmung Gorkijs zum ukrainischen Hungerholocaust erwähnt – der Vernichtung  des Bauernstandes mit Millionen von Toten.

Damit kommen wir zu einem unseligen Kapitel Freiburger Stadtgeschichte, das der Gemeinderat im Juli mit der Zustimmung zur Umbenennung der letzten zwei von 12 Straßennamen abgeschlossen hat. Die nach Maxim Gorkij benannte Straße in Rieselfeld wurde nicht beanstandet!  Die Umbenennungen zeigen: Das Verfahren wurde von einer einseitig ausgerichteten linksideologischen Sichtweise beherrscht, nicht vom Gesichtspunkt der Menschenrechte.