Peter Bulke/ Über den Text „Christen und Muslime – Gesprächspapier zu einer theologischen Wegbestimmung der Ev. Kirche Baden“ wird innerkirchlich heftig diskutiert. Die untergeordneten regionalen Bezirkssynoden sollten dazu ihre Stellungnahmen abgeben, damit die Landessynode im Frühjahr 2020 das Papier verabschieden kann. Interessant ist, was der Islamwissenschaftler und Vertreter des liberalen Islam, Prof. A.-H. Ourghi von der Pädagogischen Hochschule Freiburg dazu meint. (Das obige Foto zeigt ihn bei einer Veranstaltung 2017 in München.) Er war zur Bezirkssynode Überlingen-Stockach eingeladen worden, um das Papier aus seiner Sicht zu beurteilen. Er nennt es ein „Dokument der Unterwerfung“. Nach seiner Ansicht streben die Autoren in überzogener Form eine Harmonie zwischen den beiden Religionen an und relativieren dabei ihre eigenen Grundsätze und erwarten vom Gegenüber das Gleiche. Der interreligiöse Dialog sei aber keine Koalitionsverhandlung und keine „harmoniesüchtige Kuschelstunde“. Unangenehme Wahrheiten im Koran oder in der Geschichte des Islam würden verschwiegen. Das Verhältnis der Geschlechter im Islam werde beschönigt. Das islamische Recht fordere die Unterwerfung der Frau und ihren absoluten Gehorsam.
Einige Zitate aus Ourghis Stellungnahme: „Zum Wohle der Freiheit in dieser Gesellschaft müssen Kirchen auch den Mut haben, die (muslimischen) politisch-konservativen Dachverbände öffentlich zu kritisieren. Denn die Wortführer dieser Verbände sind noch meilenweit davon entfernt, einen aufgeklärten, humanistischen Islam zu etablieren, der ihnen eine den Kirchen vergleichbare Rolle in der deutschen Gesellschaft ermöglichen würde. Politische Korrektheit verhindert das Aussprechen unangenehmer Wahrheiten.“ – „Die lobenswerten Aufrufe des Gesprächspapiers zum Frieden, seine Betonung der Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung durch die Christen und Muslime dürfen nicht zu theologischer Prinzipienlosigkeit und zum Verzicht auf die eigene religiöse Identität führen. Versöhnte Vielfalt bedeutet auch nicht, dass die eigenen religiösen Grundsätze aufgegeben werden, damit der Gesprächspartner zufriedengestellt wird.“ – „Die Verfasser suchen bewusst Koranverse aus, die ihrer inhaltlichen Argumentation dienen. Nur Verse aus dem humanistisch-ethischen Koran werden zitiert. Der politisch-juristische Koran wird den Lesern verschwiegen, denn er beinhaltet auch die Ablehnung des Christentums.“ – „Von der Ev. Denkschrift von 2006 mit dem Titel – Klarheit und gute Nachbarschaft – hat sich die ev. Kirche in Baden anscheinend meilenweit entfernt.“ Quelle: idea.de/Ourghi