Peter Bulke/ Der Arbeitskräftemangel ist im südbadischen Raum besonders stark ausgeprägt. Die Arbeitslosenquote der Arbeitsagentur Freiburg hat den niedrigen Stand von ca. 3 %. Sie liegt hier – außer in der Stadt Freiburg mit 3,8 % – von Emmendingen bis Müllheim bei unter 3 %. Das Handwerk findet nicht genügend Lehrlinge und Fachkräfte. Eine, aber nicht die wichtigste Ursache ist die mangelnde Bereitschaft der Jugend, einen Handwerksberuf zu erlernen. Andererseits gilt das Duale System in Deutschland weltweit als Vorbild. Der zunehmende Personalmangel geht natürlich weit über das Handwerk hinaus und betrifft viele Berufssparten. In den Medien ist immer wieder vom internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe die Rede. Aber auch das ist nicht ohne Probleme. Östliche EU-Staaten leiden teilweise unter der Abwanderung von Fachkräften nach Westen. Der kürzliche Hinweis der Partei Die Linke auf diesen Mißstand sollte nicht beiseite geschoben werden. Das Fortlocken von Fachkräften aus der Heimat, wo sie benötigt werden, widerspricht europäischer Solidarität.
Die wichtigste Ursache des Arbeitskräftemangels ist die negative Bevölkerungsentwicklung in den letzten 5 Jahrzehnten. Im Jahre 1965 wurden in Deutschland noch doppelt soviele Kinder geboren wie 50 Jahre später. Dazu waren es damals fast nur deutsche Kinder. Heute sind darunter viele Nichteuropäer, so dass als zusätzliches Problem die Überfremdung entstanden ist. Man muss den Bundesregierungen den Vorwurf machen, dass sie nicht ernsthaft versucht haben, diese Entwicklung zu verhindern. Gelegentliche positive Stimmen aus der CDU/CSU konnten sich nicht durchsetzen. Der frühere bayerische Ministerpräsident Strauß hatte einmal dem Sinne nach etwa geäußert, es habe keinen Sinn, den kommenden Generationen einen schuldenfreien Staatshaushalt zu hinterlassen, wenn sich gleichzeitig unser Volk allmählich wegen Überalterung verabschiedet. Warnungen und Vorschläge des Bevölkerungswissenschaftlers Prof. Herwig Birg wurden missachtet. Seine Vorschläge zielten auf eine wirkungsvolle Familienpolitik. Er leitete bis 2004 das Institut für Bevölkerungsforschung an der Universität Bielefeld. Aber die große Politik wollte und will weiterhin keine Diskussion zu diesem wichtigen Thema. Es gibt ja genügend Menschen auf der Erde, die gerne Europa besiedeln wollen. Ob sie den Fachkräftemangel beseitigen? – Zum Schluss die dazu passende Äußerung der ehemaligen Familienministerin Renate Schmidt (SPD) am 14. 03. 1987 im Bayerischen Rundfunk: „Die Frage (ob die Deutschen aussterben), das ist für mich eine, die ich an allerletzter Stelle stelle, weil dieses ist mir, also wie sie hier gestellt wird, verhältnismäßig wurscht.“