Erziehungsdefizit

Peter Bulke/   „So sauber war`s in Jahrzehnten nie“. Diesen Ausspruch des Leiters der Freiburger Abfallwirtschaft-Stadtreinigung  (ASF), Michael Broglin, konnte man am 20. 04. in der Badischen Zeitung  (BZ) lesen. Die Äußerung bezog sich auf die relative Sauberkeit der Freiburger Straßen  infolge der Corona-Bestimmungen, die zu deutlich weniger Publikum auf Straßen und Plätzen führen. Jedoch zugleich wurde etwas  Gegensätzliches  festgestellt. Es gibt deutlich häufiger große Abfallhaufen und Sperrmüllgegenstände, die illegal im Freien entsorgt wurden, offensichtlich weil sich die Täter während der Corona-Krise vor Beobachtungen sicherer als sonst fühlen können. Hier zeigt sich wieder einmal, dass ein kleiner Teil der  Mitbürger als asoziales Gesindel  zu bezeichnen ist.

Das Wort „sozial“ geht auf den lateinischen Begriff „socialis“ = gemeinschaftlich, kameradschaftlich zurück. „Asozial“ bedeutet deshalb außerhalb der  Gemeinschaft stehend, also gleichgültig gegenüber  der Gemeinschaft oder gar gemeinschaftsfeindlich, meistens auch  egoistisch zu sein. Vor knapp drei Jahren berichtete ein Kehrmaschinenfahrer der ASF, der bereits über  30 Jahre diese Tätigkeit ausgeübt hatte, der BZ: „Es  wird einfach immer schlimmer.“ Nach einer Statistik der AFS hatte sich die  Abfallentsorgungsmenge  vom Jahr 2006 mit 2.500 t bis  zum Jahr  2016 auf etwas über 4.000 t erhöht .  Der Müll in den Restmülltonnen der Haushalte ist in diesen Zahlen nicht enthalten.

Die ASF ist auch für die Beutelautomaten für Hundekot zuständig. Es gibt Hundeausführer,  die zwar den Beutel benutzen, ihn aber aus Bequemlichkeit am Wegrand entsorgen (obiges Foto).  In solchen Fällen sollte man nicht wegschauen, sondern die asoziale Person zur Rede stellen. Das Gleiche gilt in ländlichen Gebieten, wo Grünfutterflächen häufig durch Hundekot verschmutzt werden.

Es ist zu vermuten, dass das heute weit verbreitete Erziehungsideal, das zu einseitig auf Autonomie und Individualismus ausgerichtet ist, einen  ungünstigen Einfluss hat. Zugleich wird heute immer wieder ein Mangel  an  Zusammenhang beklagt.  Ist das verwunderlich, wenn das Bekenntnis zur Nation von Medien und Politikern abgelehnt oder zumindest umgangen wird? Eine nationalbewusste Person wird normalerweise  die Auswirkungen ihres Verhaltens auf die eigene Heimat und seine Mitmenschen beachten.