
„Birnen fordern, Äpfel genannt zu werden“, so ungefähr hieß es in einem Leserbrief in einer christlichen Zeitung. Mit den Birnen sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften gemeint, nach deren Willen ihre Partnerschaft als „Ehe“ zu gelten habe. Natürlich geht es hier nicht nur um die Bezeichnung, sondern eine Ehe hat rechtliche Konsequenzen. Diese ergeben sich auch aus Art. 6 Abs. 1 GG: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung.“ Und in den folgenden Absätzen des Art. 6 geht es insbesondere um Kinder.
Die Forderung der „Birnen“ gehört inzwischen zum weit verbreitet propagierten „Zeitgeist“. Die evangelische Kirche neigt eher als die katholische dazu, sich dem Zeitgeist anzupassen. Eine besondere Anbiederung an den Zeitgeist lieferte im Frühjahr die Badische Landeskirche. Ihre Synode beschloss in Bad Herrenalb, dass sich gleichgeschlechtliche Paare künftig kirchlich trauen lassen können, wenn sie in einer eingetragenen Partnerschaft leben. Lehnt der zuständige Pfarrer eine solche Trauung ab, muss der Dekan einen anderen Seelsorger mit dem entsprechenden Gottesdienst beauftragen. Gemeindeleitungen dürfen die Benutzung einer Kirche für eine solche Trauung nicht verbieten. Die Synode fasste den Beschluss mit 53 Ja- und nur 12 Neinstimmen bei einer Enthaltung.
Im Gemeindeheft einer Kirchengemeinde im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald heißt es hierzu, „…dass sowohl hetero- als auch homosexuelles Empfinden durchaus natur- und schöpfungsgemäß ist.“ Die Güte Gottes und seine Liebe gelte allen ohne Unterschied.
Aber warum, so muss man fragen, musste es deshalb zu dem umstrittenen Synodenbeschluss kommen? Gottes Liebe gilt doch genauso Unverheirateten. Außerdem ist die neue Regelung zumindest unbiblisch. Es gibt deshalb natürlich auch Theologen, die den Synodenbeschluss verurteilen, da er sich gegen Gottes Willen und gegen den fast 2.000 Jahre alten kirchengeschichtlichen und ökumenischen Konsens richte.
Insofern war es auch für den ökumenischen Gedanken abträglich, dass ausgerechnet in einem ökumenischen Gottesdienst in unserem Landkreis ein evangelischer Pfarrer in einer katholischen Kirche vor überwiegend katholischen Besuchern den Synodenbeschluss lobte, anstatt mehr das Gemeinsame beider Konfessionen in den Vordergrund zu stellen. Denn der christliche Charakter Deutschlands droht allmählich zu versinken. Deshalb ist die überkonfessionale Zusammenarbeit heute wichtiger als je zuvor. Auf der Bezirkssynode Breisgau-Hochschwarzwald führte kürzlich Dekan Rainer Heimburger aus, dass die Landeskirche bis 2030 vermutlich ein Viertel weniger Mitglieder haben werde. Bei den Katholiken sieht die Entwicklung vermutlich besser, aber nicht viel besser aus.
Peter Bulke