Film in Freiburg: Waldheims Walzer

Peter Bulke/ Der obige Ausspruch lautet bekanntlich vollständig: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“. So hieß kürzlich ein Artikel im Kulturteil der Badischen Zeitung. Der Spruch stammt von Berthold Brecht (1898 – 1956), der ab 1948 in Ostberlin aktiv war. In dem BZ-Artikel ging es um den Film „Waldheims Walzer“, der Österreichs Oscar-Kandidat für 2019 sein soll. Er lief in Freiburg im Friedrichsbau. Die Filmemacherin gehörte vor 30 Jahren zu den linken Aktivisten, die die Wahl Waldheims zum Bundespräsidenten verhindern wollten. Die angebliche Aktualität des Films wird damit begründet, dass die Erfolge von AfD und FPÖ die Erinnerung an den Nationalsozialismus weckten. Auch MdB Matthias Birkwald (Linke) konnte es in einem BZ-Interview (15. 12.) nicht lassen, beim Thema AfD den obigen Spruch zu zitieren. Es ist zu hoffen, dass diese unsachliche Art der politischen Auseinandersetzung zunehmend von immer mehr Menschen nicht mehr ernst genommen wird.

In dem Film geht es darum, dass der ehemalige ÖVP-Politiker Waldheim, der zuvor 10 Jahre UNO-Generalsekretär gewesen war, 1986 für das Amt des Bundspräsidenten kandidierte. Daraufhin kam es gegen ihn zu einer internationalen Propagandatätigkeit, weil bekannt geworden war, dass er früher der Reiter-SA angehört hatte und als Soldat am Balkan-Feldzug beteiligt war. Der Krieg dort wurde z. T. sehr unbarmherzig geführt, nicht zuletzt aufgrund der Tätigkeit der grausamen Tito-Partisanen. Und in Griechenland gab es eine große Juden-Deportation. Wie der Film zeigt, entfachte besonders der Jüdische Weltkongress eine Anti-Waldheim-Propaganda, die dazu noch dadurch verstärkt wurde, dass Waldheim den Eindruck erweckte, dass er möglichst Vieles über seine Tätigkeit während des Krieges verheimlichen wollte. Eine Beteiligung an Kriegsverbrechen konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden. Die österreichische Mehrheit blieb vernünftig und ließ sich nur wenig von außen beeinflussen. Waldheim erzielte im 1. Wahlgang 49,6 und im 2. Wahlgang 53,9 % der Stimmen und blieb bis 1992 Bundespräsident. Der US-Kongress setzte Waldheim 1987 auf eine „Watch-Liste“. Er durfte nicht in die USA einreisen und machte während seiner Amtszeit keinen Staatsbesuch in westliche Staaten und wurde von dort auch nicht eingeladen.