Peter Bulke/ Führende Vertreter der evangelischen Kirche haben eine gewisse Scheu, vorurteilsfrei mit der AfD umzugehen. Kurz vor der Bundestagswahl hatte die Evangelische Landeskirche in die Evangelische Hochschule in Freiburg-Weingarten die Vertreter von SPD, Grünen, CDU, FDP und der Partei Die Linke eingeladen, als wenn es die AfD nicht gäbe. Überraschend ist das nicht. Auch die großen Kirchen werden von den politischen Tendenzen der großen Politik und der Medien beeinflusst. Dies wird von nicht wenigen überzeugten Christen kritisiert. Sie beanstanden, dass sich die Kirche zu sehr mit politischen Themen befasst. Natürlich ist es richtig, dass sie Maßnahmen zum Klimaschutz unterstützt; denn hierbei geht es um den sorgfältigen Umgang mit der Schöpfung. Bedenklich ist es aber, wenn sich die evangelische Kirche einseitig der linksliberalen Ideologie annähert oder sie gar weitgehend übernimmt. Beispiele der Badischen Landeskirche sind: die Synodale Erklärung zur Begegnung von Christen und Muslimen, Trauung gleichgeschlechtlicher Paare, Übernahme der Gender-Schreibweise. Es besteht eine weitverbreitete Distanz zu konservativ-patriotischen Gruppierungen.
Im Jahr 2017 gab es in Köln eine große Kundgebung gegen die AfD, als dort ein AfD-Parteitag stattfand. Mehrere Religionsgemeinschaften hatten zu der Kundgebung aufgerufen, zu der 12.000 Teilnehmer kamen. Auf der Bühne entrollten führende Kirchenvertreter ein Banner mit dem Schriftzug Unser Kreuz hat keine Haken. Die politische Diskussion wurde damals noch von der vorausgegangenen massenhaften „Flüchtlings“-Zuwanderung beherrscht.
Im Juli dieses Jahres hatte in Reutlingen die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) die Wahlkreiskandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien außer der AfD eingeladen. Daraufhin hatte die AfD eine gute Idee. Sie führte kurze Zeit später im benachbarten Münsingen eine öffentliche Veranstaltung durch, auf der neben dem AfD-Kandidaten auch der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz (Göppingen), auftraten. Dorthin ging auch ein Mitglied des Vorstandes der ACK Reutlingen als Zuhörer. Der christlichen Wochenzeitschrift IDEA äußerte er danach, dass ein Dialog oder eine Diskussion mit Respekt möglich erschien.“ (IDEA, 36/2021). Damit wurde indirekt zugestanden, dass die AfD zuvor mit starken Vorurteilen betrachtet worden war. – Schaut man sich das Wahlprogramm der AfD-Direktkandidatin für den Wahlkreis Lörrach-Müllheim, Martina Kempf aus Breisach, an, dann stellt sich dort eine vorbildliche Christin vor.