Peter Bulke/ Burschenschaften sind immer wieder Zielscheibe politisch linksorientierter Kräfte. Das Bild zeigt eine der Schmierereien am Verbindungshaus der Freiburger Burschenschaft Franconia. Anlass war offensichtlich ein burschenschaftliches Gedenken an die Bombardierung Freiburgs.
Das bekannt gemacht hat Norbert Weidner, der im Internet bevorzugt über antiburschenschaftliche Aktionen und Äußerungen in Deutschland und Österreich berichtet. Weidner war früher Schriftleiter der Burschenschaftlichen Blätter. Er wurde aber im Jahre 2012 aufgrund eines von ihm verfassten, aber vielfach aus politischen Gründen beanstandeten Artikels von diesem Posten abgelöst.
Weidner hat ergänzend zu den Fotos auch eine Erklärung der Aktivitas der Franconia veröffentlicht. Darin heißt es, dass es kein Zufall sein dürfte, dass sich die Täter bewusst für die Nacht vom 27. auf den 28. 11. für die Schmierereien entschieden haben. . . . Am Abend des 27. 11. jährt sich die Bombardierung Freiburgs durch die Royal Air Force . . . Innerhalb von etwa 20 Minuten wurden damals große Teile der historischen Altstadt zerstört. Bis zu 2.800 Freiburger kamen während dieser Schreckensnacht ums Leben. Anlässlich des 78. Jahrestages fand auf dem Münsterplatz ein Totengedenken der Vereinigung Alter Burschenschafter statt, bei welchem die Namen der Zivilisten, welche beim Bombenhagel ums Leben kamen, aus dem offiziellen Gedenkbuch der Stadt verlesen wurden. Parallel dazu war eine Formation von 20 vermummten Personen aufmarschiert, welche die Teilnehmer beobachteten und im Anschluss der Veranstaltung bis zur Straßenbahn verfolgten. Bereits vorher hatte die autonome Szene auf ihrer Facebook-Seite zu Störaktionen aufgerufen und den Burschenschaften vorgeworfen, Alliierte zu Tätern, Deutsche zu Opfern machen zu wollen. Dass solche vereinfachenden Aussagen der Komplexität des historischen Gedenkens nicht gerecht werden, schien ihnen nicht bewusst zu sein. Freiburg stellte 1944 weder eine Stadt mit kriegswichtigen Industrieanlagen dar, noch besaß die Stadt ausreichend Luftschutzbunker, um die Bevölkerung zu schützen. Ein großer Teil der Opfer waren Zivilisten, darunter Frauen, Kinder und Zwangsarbeiter . . . Dass Deutsche Täter und Opfer zugleich sein konnten, passt natürlich nicht in ein Narrativ, das auf reinem Schwarz-Weiß-Denken fußt. . . . Wer unserer Öffentlichkeitsarbeit auf Facebook folgt, der wird nicht um den Eindruck herumkommen, dass auch wir uns mit den Schattenseiten deutscher Vergangenheit aktiv auseinandersetzen. Die Freiburger Burschenschaft Franconia setzt sich für ein friedliches Miteinander und Solidarität unter den Völkern Europas ein. . . . Wir stehen weiter zu unseren Werten und zu einer offenen Zivilgesellschaft und werden uns nicht einschüchtern lassen. – Aktivitas –
In Freiburg gibt es zahlreiche Studentenverbindungen, darunter vier Burschenschaften einschließlich der Franconia. Deren traditioneller Wahlspruch lautet: Ehre, Freiheit, Vaterland. In den 90-er Jahren gab es in der Organisation Deutsche Burschenschaft, zu dem die einzelnen Burschenschaften gehörten, lebhafte politische Diskussionen. Etliche Burschenschaften sind schließlich aus dem Gesamtverband ausgetreten. Auch die Franconia beschloss aufgrund unüberwindbarer Differenzen zu den Positionen der Deutschen Burschenschaft 1997 ihren Austritt und schloss sich im Jahr 2000 der Neuen Deutschen Burschenschaft an, die 1996 gegründet worden war und seitdem neben der Deutschen Burschenschaft besteht. Zu den innerburschenschaftlichen Auseinandersetzungen gehörte die Diskussion über den „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff“. Eine Mannheimer Burschenschaft hatte einen Chinesen mit deutschem Pass aufgenommen.