Houellebecqs Roman steht im Oktober 2016 im Freiburger Theater als Schauspiel auf dem Programm. Die Hauptfigur des Stücks, Francios, arbeitet an einer Universität und fühlt sich in der egoistischen, vor allem auf materielle Ziele ausgerichteten Gesellschaft einsam und empfindet sein Leben als mehr oder weniger sinnlos. Im Jahre 2022 verbünden sich in Frankreich die Sozialisten mit einer islamischen Partei, um den Sieg der Nationalen Front zu verhindern. Schließlich regiert ein islamischer Präsident. Zum Schluss des Romans überlegt Francios, sich freiwillig zum Islam zu bekennen. Als islamischer Universitätsprofessor hat er eine gute Position und auch das Recht auf drei Frauen. So wie er kapituliert die gesamte Klasse der Intellektuellen. Sie zeigt keine Widerstandskraft, sondern passt sich an. Bei der diesjährigen Verleihung des Preises der Frank-Schirrmacher-Stiftung ergänzte der Romanautor: „Das Vordringen des Islam beginnt gerade erst; denn die Demographie ist auf seiner Seite, und Europa hat sich … in einen Prozess des Selbstmordes begeben.“
Auf einer Diskussionsveranstaltung im Freiburger Theatergebäude meinte ein Besucher, der sich als „68er“ vorstellte: „Wir leben in einer säkularen Welt.“ Religionen könnten keine Antwort auf Fragen der Gesellschaft geben. – Aber denken Muslime in ihrer Mehrheit ebenso? – Der Kölner Erzbischof Rainer Woelki äußerte kürzlich: „Wer Ja sagt zu Kirchtürmen, muss auch Ja sagen zum Minarett.“ Die in unserer Gesellschaft tonangebenden „68er“, für die die Religionszugehörigkeit nur eine Privatangelegenheit ist, werden dann sagen: Wenn die Kirchenglocken läuten dürfen, muss auch ein Muezzin täglich fünfmal zum Gebet ausrufen dürfen. Desgleichen muss die Zahl der christlichen und muslimischen gesetzlichen Feiertage „gerecht“ aufgeteilt werden (usw.). Forderungen werden stets von der muslimischen Seite kommen. Aus Gründen der Gleichberechtigung gibt es dann ein Zugeständnis nach dem anderen. Dazu passt auch die Meinung Oppermanns, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion: „Ob ein Bundespräsident Christ, Muslim oder Buddhist ist, sollte keine Rolle spielen.“ Im Prinzip ähnlich hatte sich zuvor Bundespräsident Gauck geäußert.
Auf der erwähnten Freiburger Podiumsdiskussion meinten die zwei anwesenden Fachleute, dass im Westen kein Verfall der Werte (Menschenwürde) und des Gemeinschaftsgedankens festzustellen sei. Der Romanautor habe bewusst überzeichnet.
Als Verdienst Houellebecqs bleibt festzuhalten, dass er der Diskussion um die Zukunft Europas einen kräftigen Schub verpasst hat.
Peter Bulke