Von PLUTO | Ein mordender Migrant hat bekanntermaßen die Freiburger in ihrem Lebens- und Sicherheitsgefühl schwer erschüttert. Soweit die Realität. Da wollte die ARD wohl einen fiktiven Propaganda-Klotz entgegensetzen. Seht her, lautete die Botschaft im Freiburg-Tatort am Sonntag, gleich vor eurer Haustür, im Hochschwarzwald, wird ebenfalls ein harmloses deutsches Mädel gemordet. Und zwar durch Hardcore-Öko-Nazis! Josef Goebbels hätte es vermutlich dramaturgisch nicht plumper anstellen können.
Schon seit einiger Zeit fällt auf, dass die Öffentlich-Rechtlichen, allen voran die ARD, die verfehlte Migrationspolitik der Regierung in Spielfilmen und Serien propagandistisch aufhübschen wollen. Sie scheuen sich grundsätzlich auch nicht, die menschenverachtenden Tricks und Klischees der Filmemacher aus 1933 ff. anzuwenden, nur diesmal im Auftrag des Guten: früher galt krumme Nase gleich Jude, heute gilt Tätowierung und Strickpullover gleich Nazi.
Ein typisches Machwerk nach Art „betreuter Tatort“ stellte das ARD-Produkt „Sonnenwende“ dar. Die Regie sparte nicht mit peinlichen Klischees und haarsträubenden Unterstellungen. Der gemeine Nazi von heute, wurde zwischen den langatmigen Sequenzen vermittelt, ist nicht mehr nur an seiner Glatze zu erkennen. Er geht subversiv vor und kauft aufgegebene Bauernhöfe in ganz Deutschland auf, bevorzugt im Schwarzwald, um dort als Öko-Sekten-Bauer sein völkisches Blut- und Boden-Gedankengut fortzupflanzen.
Eine offenbar linksgrün-angehauchte Lehrerin raunte bedeutungsschwanger dem trotteligen Ermittlerpaar zu, dass die Nazis hierzulande „einen Plan“ verfolgten: sie ließen sich als Lehrer, Erzieher und Sozialarbeiter ausbilden, um Kinder mit Nazi-Gut zu infizieren. Als Beweis, wie schlimm das enden muss, zeigte sie ein Bild, das eine dieser Nazi-Gören gemalt hatte. Darauf ein Wikinger-Drachenboot und ringsherum Schlauchboote. Die Menschen darin, so habe das Mädchen gesagt, sollten von den Wikingern nicht gerettet, sondern ertränkt werden, um Deutschland vor der Migrantenflut zu retten. Geht`s noch?
Ach ja, die verworrene Kern-Handlung: Nazi-Mädel verliebt sich in „Tareck“ (Südländer?) und will aus der Öko-Sekte ausbrechen. Ihr Verlobter, tätowierter Neo-Nazi und V-Mann, bringt die schwangere „Verräterin“ mit Rattengift um, das er von seinem V-Mann-Führer des Staatsschutzes hat, einem ganz zwielichtigen Beamten (typisch Geheimdienst). Der Arzt (auch Nazi?) diagnostiziert Diabetes, aber am Ende enthüllt eine gutmenschliche Gutachterin das wissenschaftliche Geheimnis: das Rattengift täuscht normale Diabetes vor. Also doch Mord. Warum das nicht schon früher festgestellt werden konnte (googeln hilft bekanntlich), bleibt das Geheimnis der Regie.
Fast zur Nebenhandlung wird das dilettierende Tun der beiden Ermittler von der Kripo Freiburg, wahrlich keine Leuchten ihrer Zunft, aber voll auf politisch korrekt und Anti-Nazi-Kurs. Er ist außer Kommissar noch Nebenerwerbs-Landwirt und brennt Schnaps, sie möchte gerne Mutter werden (macht sie menschlich). Er rettet sich in letzter Sekunde vor den Umgarnungen des Nazi-Sekten-Führers, einem Freund aus Jugendtagen, sie ist allzeit nazi-wachsam und klärt den Fall zunehmend solo durch Intuition. Dazu wird im Film häufig selbstgebrannter Zwetschgenschnaps aus kommissarischem Anbau gesoffen, sogar im Dienst.
Was dieser „running gag“ sollte? Keine Ahnung! Vielleicht hat sich das Tatort-Ensemble auf lau beim Erzeuger abfüllen dürfen und wollte jetzt Wiedergutmachung betreiben. Der wirren Handlung zufolge, bei dem auch der korrupte Staatsschutz, wie es sich gehört, noch einen Tritt abbekam, könnte es so gewesen sein. Dem folgt die schmeichelhafte Hörzu-Bewertung mit dem Prädikat „gelungen – beeindruckt nachhaltig“. Muss wohl am Schnaps gelegen haben.
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