Polen diskriminiert deutsche Minderheit

Peter Bulke/    Die Pressestelle des Bundes der Vertriebenen (BdV) teilte etwa Ende Februar mit: Nach einem Haushaltsbeschluss des Parlaments in Polen hat das dortige Bildungsministerium angeordnet, den muttersprachlichen Unterricht für die deutsche Minderheit von drei auf eine Wochenstunde zu kürzen. Andere ethnische  Minderheiten seien von Kürzungen nicht betroffen. Der Sachverständigenrat des Europarates hat diese Diskriminierung verurteilt und Polen vor dem Hintergrund seiner Verpflichtungen aus der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen als auch aus dem Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten aufgefordert, sich zu erklären. Der BdV fordert die Bundesregierung auf, die Anliegen der deutschen Minderheit mit Nachdruck zu vertreten. Präsident Fabritius weist darauf hin, dass die Muttersprache eine der wichtigsten Grundlagen jeder kulturellen Identität ist.

Schon vor wenigen Jahren wurde in einem Rundschreiben der Landsmannschaft der Oberschlesier e. V. Prof. Stefan Oeter zitiert. Er war  kurz davor noch Vorsitzender der Sachverständigenkommission des Europarates zur Überwachung der Europäischen Sprachencharta gewesen. Seine damalige Aussage ist weiterhin aktuell: Polen habe ein Angebot an muttersprachlicher Erziehung versprochen mit Deutsch als vorherrschender Unterrichtssprache in Minderheitenschulen – ein Modell, von dem die Realität himmelweit entfernt ist. . . . Der Sprachverlust in der jüngeren Generation ist eklatant und könnte nur durch weitreichende Maßnahmen im Erziehungsbereich aufgehalten werden, aber die polnische Politik macht keine Anstalten, sich diesem normativ gebotenen Ziel anzunähern. . . . Das Wenige, das getan wird, ist von den Wirkungen her eigentlich nur so etwas wie Palliativmedizin für eine erkennbar zu Siechtum und Tod verurteilte Sprache. (Und die Passivität zeigt, dass dieses Ergebnis letztlich wohl auch gewollt ist oder jedenfalls billigend in Kauf genommen wird.)

2015 wurden für den deutschsprachigen Bevölkerungsanteil im Bezirk Oppeln (Oberschlesien) folgende Zahlen angegeben: Von den insgesamt 42 Gemeinden waren 4 mindestens zu einem Drittel und weitere 20 Gemeinden etwa zu einem Viertel deutschsprachig. Oberschlesien spielte historisch beim deutsch-polnischen Verhältnis eine besondere Rolle – auch deshalb, weil dort auch die Deutschen katholisch waren. Nach dem 2. Weltkrieg wurden sie nicht wie sonst weitgehend vollständig vertrieben, weil Bergbau und Industrie Arbeitskräfte benötigten. Es hat sich auch eine Art oberschlesisches Bewußtsein entwickelt. Bei der Volkszählung 2011 haben sich dort viele Deutschsprachige nicht als Deutsche, sondern als „Nationalschlesier“ deklariert – sicher zur Freude der polnischen Regierung. – Obiges Foto (vom FREUNDSCHAFTS- UND HILFSWERK-OST e.V., Bad Bevensen) zeigt zweisprachige Ortsschilder in Oberschlesien, die in der Regel in Ortschaften mit mindestens 20 % deutschen Einwohnern zu finden sind.