Peter Bulke/ Der obige Film lief im Mai auch in Freiburg (im Kino Harmonie). Im Prospekt zu diesem Film heißt es: „Der meistdiskutierte Film des Jahres. … KLEINE GERMANEN erzählt die Geschichte von Kindern, die in einem rechten, neonazistischen Umfeld aufwachsen. Um die verschiedenen Schicksale, die in der Recherche aufgegriffen wurden, deutlich zu machen, wählen die Filmemacher eine animierte und wahre Geschichte, die das Leben von Elsa zeigt. Sie wächst unter der Obhut ihres Opas, ein ehemaliger SS-Soldat, auf und wird von ihm mit „germanischem“ Gedankengut geimpft. Ihr ganzes Leben ist davon geprägt – bis sie spürt, dass ihre eigenen Kinder unter dieser Haltung leiden müssen und sie daraufhin den Ausstieg wählt….Welche Auswirkungen auf die kindliche Psyche hat die nationalistische Indoktrinierung? Was wird aus den Menschen, wenn sie erwachsen werden? Drängende Fragen in einer Zeit, in der populistische Parteien und rechtsextremistische Gruppierungen immer mehr Zulauf bekommen.“ In der Badischen Zeitung (Heidi Ossenberg) hieß es, dass der Film zu gesellschaftlichen Debatten anregen sollte.
Die Bezeichnung Propagandafilm ergibt sich dadurch, dass die Erlebnisse der genannten Elsa (die man im Film als natürliche Person nicht sieht) mit ihrem Großvater einen Extremfall darstellen. Solch ein Fall eignet sich sehr schlecht für die gewünschte Debatte, weil abartige Erziehungsformen (ebenso wie an anderer Stelle erwähnte harte körperliche Strafen) sowieso von normaldenkenden Bürgern abgelehnt werden, unabhängig davon, welcher politischen Richtung sie zuneigen. Was soll dann eine Debatte bringen? Absicht der Filmemacher ist es, „die Indoktrination in rechtsradikalen Familien“ (H. Ossenberg in der BZ) in Misskredit zu bringen. Aber der Film bietet auch gute Informationen, vor allem das mehrmalige Auftreten des Verlegers Götz Kubitschek und seiner Ehefrau Ellen Kositza. Ihre Äußerungen zur Erziehung ihrer 7 Kinder können nur als vorbildlich gelten. Frau Kositza befürwortet eine „gerahmte Kindheit“: die Kinder sollen nicht als bindungslose Wesen, sondern im christlichen Rahmen aufwachsen. Das schafft ein Gefühl der Geborgenheit. Dazu soll nach dem Willen beider Eltern auch das Heimatbewusstsein beitragen. Als wichtig gilt ihnen beiden für ihre Kinder auch die gelebte enge Bindung zur Natur und zu der eigenen kleinen Landwirtschaft mit Milchziegenhaltung. – Wenn in „rechten“ Familien auch soldatische Tugenden – Mut, Einsatzbereitschaft, Gemeinschaftsbewusstsein, Ordnungssinn – gefördert werden, ist das ebenso als vorbildlich einzustufen, gerade in unserer Zeit, in der übersteigerter Individualismus, verbunden mit egoistischem Denken, weit verbreitet sind – für jeden erkennbar an zunehmenden Verwahrlosungserscheinungen.