Schlesier in Freiburg erinnern an v. Eichendorff

Peter Bulke/ Die ostdeutschen Landsmannschaften haben inzwischen stark an Bedeutung verloren. Die Erlebnisgeneration von Flucht und Vertreibung lebt zum größeren Teil nicht mehr. Das gilt aber nicht so sehr für die schlesische Landsmannschaft. Denn nach 1980 zogen noch über 800.000 Aussiedler aus dem jetzigen Polen, vor allem aus Oberschlesien, nach Deutschland. Denn von dort waren im Unterschied zum übrigen deutschen Osten die Deutschen nicht fast vollständig vertrieben worden. Andernfalls wäre die dortige Kohle- und Stahlindustrie zusammengebrochen. Die Oberschlesier waren schon immer etwas Besonderes. Vor allem das östliche Oberschlesien, das nach dem 1. Weltkrieg an Polen angegliedert wurde, hatte einen hohen polnischen Bevölkerungsanteil. Und nicht nur die Polen, sondern auch die Deutschen sind in Oberschlesien katholisch. Das „Wasserpolnisch“ der dortigen Polen war für die Volksgenossen aus dem echten Polen kaum verständlich.

Die Kreisgruppe Freiburg der Landsmannschaft Schlesien trifft sich immer wieder zu gut besuchten Versammlungen. Vorsitzender ist Wolfgang Lorenz, geboren in Breslau. Auf der letzten Veranstaltung berichtete er über eine seit langer Zeit ausgeübte Tätigkeit: seine Teilnahme als Referent an der jährlichen Eichendorff-Tagung in Lubowic (nördlich von Ratibor). In der dortigen Kirche wurde der Dichter der Romantik, Joseph von Eichendorff (1788 – 1857), getauft. Nach 1989 wurde dort, unterstützt mit EU-Mitteln, das Eichendorff-Zentrum ausgebaut, an dem sich auch Thomas Gottschalk mit 50.000 DM beteiligt hat. Die Dichtungen J. von Eichendorffs gelten als gemeinsames deutsch-polnisches Kulturerbe, (auch wenn der Dichter nicht polnisch gesprochen hat, aber Wasserpolnisch wenigstens verstehen konnte.) Herr Lorenz zeigte das 2012 im botanischen Garten der Universität Breslau errichtete Eichendorff-Denkmal. Ein zunächst erhoffter Standort im Stadtzentrum hatte den politisch Verantwortlichen nicht gepasst. Es hätte zu sehr an die deutsche Vergangenheit der Stadt erinnert. Herr Lorenz erwähnte auch die Miros-Fußballschulen. Hier werden die Anweisungen in deutscher Sprache erteilt. Namensgeber ist das ehemalige Mitglied der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, der Oberschlesier Miroslav Klose.

Ergänzung: Bei der Wahl zum polnischen Parlament (Sejm) am 13. 10. 2019 erzielte die hauptsächlich in Oberschlesien ansässige deutsche Minderheit nur 1 Sitz (statt zuvor 2) trotz leicht erhöhter absoluter Stimmenzahl. Aber die Wahlbeteiligung war im ganzen Land aufgrund der Polarisierung zwischen der regierenden PiS und der Bürgerkoalition stark angestiegen. – Obiges Foto zeigt zwei ehemalige Wappen: das große von Oberschlesien, rechts daneben von Schlesien.