Schnapsideen kamen nicht zum Zuge

Peter Bulke/  Der Name „Europaplatz“ wandert in Freiburg von einer Stelle zur anderen. Nun soll nach knappem Mehrheitsbeschluss im Stadtparlament  der Platz am Siegesdenkmal so heißen. Einen besseren Vorschlag hatte Stadtrat Wolf-Dieter Winkler (Freiburg Lebenswert) vorgebracht: „Platz am Siegesdenkmal“. (Siehe auch unseren Text vom 4. 2.).

Seien wir froh, dass für das Denkmal selbst im vergangenen Herbst eine relativ gute Entscheidung getroffen wurde. Es steht vor der ehemaligen Karlskaserne an fast gleicher Stelle wie in der Zeit von 1876 bis 1961. Stadtrat Winkler hätte lieber eine noch bessere Anlehnung an das frühere Erscheinungsbild gesehen: das Denkmal hätte noch etwas erhöht und von einem begrünten Ring mit Zaun umrahmt werden sollen. Aber soviel historisches Verständnis war bei der Mehrheit im Stadtrat nicht zu erwarten. Es gab und gibt zahlreiche grundsätzliche Vorbehalte gegen das Denkmal.  Die SPD-Sprecherin Turka Karakurt äußerte 2017 „ein ungeheures Unwohlsein mit dem Thema“. Die Badische Zeitung – Frank Zimmermann – kommentierte im September 2017, es sei die Chance vertan worden, mit der Neugestaltung des Platzes  …  zu einem neuen, kritisch-zeitgemäßen Umgang mit deutscher Militärgeschichte zu kommen“.

Was hätte das für Folgen haben können? Die Kunstkommission wünschte, die Viktoria-Figur zu drehen, um den Betrachter zu irritieren. Die Kommissionsvorsitzende Angeli Jahnsen meinte: „Das würde genügen, um zu zeigen, dass bei der Neuaufstellung nachgedacht wurde“. Nach JPG-Stadtrat Sergio Schmidt sollte es dazu eine Erläuterungstafel geben mit dem Text: „Der Freiburger Gemeinderat entschied sich dazu, dem Siegesdenkmal seine Wirkung … zu nehmen, denn in dieser Stadt gibt es keinen Raum für mörderischen Nationalstolz“. Ein anderer Vorschlag der Kunstkommission war, mit Hilfe einer Audio-Installation die einzelnen Soldatenfiguren Antikriegstexte sprechen zu lassen. Oder es sollte eine der vier Bronzetafeln entfernt und durch eine „korrigierte Fassung“ ersetzt werden: „Den kommenden Geschlechtern nicht zum Beispiel“. Das Freiburger Friedensforum forderte ein Antikriegsdenkmal. Im Vergleich dazu ist die vom Freiburger Stadtrat beschlossene Ergänzungstafel harmlos.

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