Peter Bulke/ Anfang März hat der Freiburger Gemeinderat mit seiner linken Mehrheit drei weitere (von insgesamt 12) Änderungen von Straßennamen beschlossen. Am ehesten Verständnis kann man für die Umbenennung des Ludwig-Aschoff-Platzes in Heinrich-Rosenberg-Platz aufbringen. Auch CDU und Freie Wähler waren damit einverstanden. Der neue Name erinnert an einen früheren Schüler des an diesem Platz gelegenen Friedrich-Gymnasiums. Er musste im Rahmen der Judenverfolgung mit 18 Jahren sterben.
Ein Blick zurück: Der Historiker Prof. Ernst Martin war Leiter der von der Stadt Freiburg berufenen Kommission, die alle personenbezogenen Straßennamen der Stadt im Verlauf von drei Jahren überprüft hat. Natürlich ging es dabei um nationalistische, militaristische oder antisemitische Einstellungen. Im November 2016 konnte man in der Zeitung „Der Sonntag“ folgende Äußerung des Historikers lesen: „Von der wuchtigen Welle, die uns ins Gesicht schlug, waren wir schon überrascht.“ Das bezog sich auf Reaktionen von Bürgern und Umfrageergebnisse zur geplanten Änderung von 12 Straßennamen. Die klare Mehrheit der Befragten hatte sich nämlich gegen die Änderungen ausgesprochen. Das Problem eines solchen Überprüfungsverfahrens ist, dass die zu bewertenden Persönlichkeiten unter völlig anderen historischen Bedingungen im Vergleich zu heute gelebt haben. Mit dem Auswechseln von Straßennamen wird auch ein Teil der städtischen Geschichte entsorgt; denn mit etlichen Straßennamen werden Freiburger Wissenschaftler geehrt. Schließlich ist zu bedenken, dass es – wie der evangelische Stadtdekan Engelhardt bemerkt hat – keine moralisch perfekten Menschen gibt. Doch die Freiburger Stadtführung ist dem intoleranten Zeitgeist verfallen.
Die bekannteste Persönlichkeit, deren Name auf Straßenschildern verschwinden soll, ist Paul von Hindenburg. Seine tiefe Liebe zu Deutschland und sein Pflichtbewusstsein machen ihn gerade in der heutigen Zeit zu einem Vorbild. Zu erwähnen ist der Sieg unter seiner Führung in der Schlacht bei Tannenberg in Ostpreußen 1914. Von Hindenburg ist das einzige deutsche Staatsoberhaupt, das jemals direkt von der Bevölkerung gewählt wurde, und zwar zweimal: 1925 und 1932. In der turbulenten Zeit anfangs der 30-er Jahre sah er schließlich keinen Ausweg mehr, als den Führer der größten Partei im Rahmen einer Koalitionsregierung (mit lediglich zwei NSDAP-Ministern) das Reichskanzleramt zu übertragen. – Die Hysterie der Vergangenheitsbewältigung hat auch eine andere südbadische Stadt erfasst: Konstanz. Die Ehrenbürgerwürde von drei Persönlichkeiten, darunter die von Paul von Hindenburg, wurde aberkannt. Nach ihnen benannte Straßen sollen neue Namen bekommen.