Tiefer Ernst – keine Fastnachtssatire!

Peter Bulke//   Am 18. 02. meldete die Badische Zeitung unter Berufung auf den Südkurier, Konstanz: „Konstanzer Narren haben bei ihrem Besuch der baden-württembergischen Landesvertretung in Berlin Fasnachtslieder gesungen, die ihnen nun politischen Ärger einbringen. … Das Problem ist  der Komponist Willi Hermann (1907 bis 1977). Er hatte die Lieder zwar erst nach dem Zweiten Weltkrieg verfasst, doch im Dritten Reich war er hauptamtlicher Mitarbeiter der NSDAP. Rainer Hespeler, Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee, will nun den 121 Mitgliedszünften vorschlagen, künftig keine Lieder von Willi Hermann mehr zu singen.“

Man könnte meinen, bei dem Vorschlag des Narrenpräsidenten handele  es sich um einen Fastnachtsscherz, um sich über die Auswüchse der Vergangenheitsbewältigung in unserer Gesellschaft lustig zu machen; denn zur Fastnacht gehören außer reinem Spaß auch Satire und Gesellschaftskritik. Tatsächlich lag aber der Äußerung über das Singen einiger Fastnachtslieder tiefer Ernst zugrunde, mag sie auch noch so lächerlich sein. Bei vielen Narren wird sie ein verständnisloses Kopfschütteln ausgelöst haben.

Am 16. 02. konnten die Leser des Südkurier zu folgenden Fragen abstimmen: „War es ein Fehler der Narren, Lieder von Willi Hermann in der Landesvertretung zu singen?“  23 % stimmten mit Ja. – 77 % waren vernünftig  und meinten: „Nein, man muss Hermanns Vorleben von seinem Wirken für die Fasnacht trennen.“