Tolerante Muslime

Peter Bulke/ Die Freiburger Ahmadiyya-Studentengruppe hatte zu einem Vortrag über Rechtspopulismus in die Universität eingeladen. Als Gastredner trat ein in Deutschland geborener Imam auf. Wie ein Studentenvertreter berichtete, wurde die Ahmadiyya-Studentenvereinigung in Deutschland vor 17 Jahren gegründet. Der Imam stellte zunächst klar, dass es „den Islam“ nicht gebe. Islamisten hätten den ursprünglichen, klassischen Islam verfälscht, zu dem der Respekt gegenüber anderen Religionen gehöre. Wichtig sei der Dialog mit Vertretern anderer Religionen und auch mit unterschiedlichen politischen Richtungen. Allerdings sei es bisher nicht zu einem echten Dialog mit den Islamisten gekommen. Zwischen dem traditionellen Islam und dem Grundgesetz gebe es keinen Widerspruch. Im Verlauf der Geschichte sei es zu einer Radikalisierung im Islam gekommen.

Als der Redner auf den „Rechtspopulismus“ zu sprechen kam, hätten seine Worte auch von einem Vertreter der derzeitigen Migrations- und Integrationspolitik stammen können. Er beklagte die Wahrnehmung des Islam in Deutschland; denn nach einer Umfrage 2019 empfinden 52 % der Bürger ihn als bedrohlich. Abfällige Bemerkungen über Muslime – zitiert wurde die AfD-Politikerin Alice Weidel – begünstigten Feindschaft und Gewalt. Während dieser Hinweis des Redners sicher berechtigt ist, verharmlost er die zunehmende Islamisierung und Überfremdung, so wie die Badische Zeitung diese beiden Begriffe immer wieder mal mit dem Zusatz „vermeintliche“ versieht. Der Redner verwies auf das Forschungsinstitut pew Research Center, wonach der Anteil der Muslime in Deutschland bis zum Jahr 2050 von derzeit 6 % auf – je nach Zuwanderung – wahrscheinlich 11 % und höchstens knapp 20 % steigen werde. Nicht erwähnt wird: 20 % an der Gesamtbevölkerung bedeuten, dass unter Kindern und Jugendlichen der Anteil viel höher liegen wird. Zusammen mit den nichtmuslimischen Zugewanderten (vor allem Afrikanern) werden die Muslime einer überalterten, schnell absterbenden deutschen Mehrheit gegenüberstehen. In dem Bewusstsein, einer expandierenden Gruppe anzugehören, fällt es natürlich Muslimen leicht, völlige Gleichberechtigung für alle sog. „Flüchtlinge“ und sonstigen Einwanderer zu fordern.

Die Ahmadiyya-Bewegung wurde 1889 in Indien gegründet. Das Motto der Freiburger Gemeinde lautet: „Liebe für alle – Hass für keinen“. Sie ist in Freiburg mit Vorträgen recht aktiv. Und seit ca. 20 Jahren macht sie in einem Teil Freiburgs einen „Neujahrsputz“ (Aufräumarbeiten). In Deutschland umfasst die Bewegung lediglich etwa 40.000 Personen. Das sind weniger als 1 % aller Muslime bei uns.