Peter Bulke/ Tradition ist eine wesentliche Voraussetzung für das Gemeinschaftsbewusstsein eines Volkes. Dazu gehört die Erinnerung an besonders verdiente historische Persönlichkeiten, aber auch z.B. der Schutz bzw. Wiederherstellung bedeutsamer und als schön empfundener Gebäude und vor allem natürlich das Bekenntnis zum christlichen Erbe.
Im Auswärtigen Amt in Berlin gab es bisher einen nach Bismarck benannten Saal. Das hat der Außenministerin Annalena Baerbock nicht gefallen. Gegen Ende 2022 wurde das große Bild mit dem Porträt des ehemaligen Reichskanzlers aus dem Raum entfernt. Der Saal wurde umbenannt in „Saal der deutschen Einheit“. Dann hätte doch wenigstens das Bild bleiben sollen; denn Bismarcks Politik hat zur deutschen Einheit geführt.
Bedenklich ist auch die Haltung gegenüber der christlichen Tradition nicht nur unseres Landes, sondern Europas. Vor einigen Wochen fand das G-7-Außenministertreffen in Münster statt, und zwar im „Friedenssaal“. Hier wurde 1648 nach dem 30-jährigen Krieg der Friedensvertrag geschlossen. Das Auswärige Amt ließ für die Dauer des Treffens das Ratskreuz aus dem Saal entfernen. Später bedauerte allerdings die Außenministerin diese unsinnige Maßnahme.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth kann sich immer noch nicht über die Kuppelinschrift des Berliner Schlosses beruhigen (siehe obiges IDEA-Foto). Sie meinte im Sommer 2022 in der FAZ, die Inschrift aus dem Neuen Testament widerspreche der Weltoffenheit des im Schloss untergebrachten Humboldt-Forums. Die Inschrift formuliere einen Dominanzanspruch, der einfach abschreckend wirkt. Die Badische Zeitung berichtete am 30. 12. 22 über folgenden Plan: Nachts, wenn die Inschrift nicht lesbar ist, soll an gleicher Stelle ein anderer Text aufleuchten. – Vor einigen Jahren wurde auch das Kreuz auf der Kuppel kritisiert, auch in einem Kommentar der Badischen Zeitung!
Das „Berliner Extrablatt“ berichtete im November 2022 über die Debatte zur Ausgestaltung des Berliner Schlossplatzes. Meinungsumfragen von infratest-dimap aus dem Jahr 2018 erbrachten sowohl in Deutschland als auch in Berlin eine klare Mehrheit für die traditionelle Wiederherstellung. Große Kunstwerke, die vor der Sprengung der alten Schlossruine versetzt worden sind (Rossebändiger, Neptunbrunnen) sollten auf ihre alten Plätze zurückkehren. Auch der frühere Säulengang wird gegenüber der leider vom Bundestag beschlossenen „Wippe“(die ein Freiheits- und Einheitsdenkmal sein soll) bevorzugt. – Das Extrablatt enthält auch einen FOCUS-Kommentar (Jan Fleischhauer) mit fogender Überschrift: Meister der Bausünde: Wie Linke unsere Städte veröden. – Grüne Architekten versuchen, die Rekonstruktion eines der bedeutendsten Bauwerke des Architekturgenies Karl Friedrich Schinkel zu verhindern. Warum bloß? Hassen Menschen, die politisch links stehen, das Schöne? Hier geht es um ein Gebäude namens „Berliner Bauakademie“. – p.bulke@web.de