Ukrainische Kompromisslosigkeit und Hungerholocaust

Peter Bulke/ Die z. T. unverschämten Forderungen ukrainischer Politiker sind in Leserbriefen der BZ erfreulicherweise auch auf Kritik gestoßen. Das antirussische Nationalbewusstsein in der Ukraine ist sicherlich auch auf die Verbrechen Stalins zurückzuführen.

In drei Leserbriefen in der Badischen Zeitung vom 14. 04. 22 wird das Benehmen des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Melnyk, richtig kommentiert. So heißt es aus Freiburg: . . . In unglaublich arroganter, frecher Art versuchen Botschafter Melnyk und Präsident Selensky die deutschen Politiker vor sich herzutreiben und für ihre Ziele einzuspannen. Zusammen fordern sie auf allen Kanälen ultimativ von Deutschland, der EU und der NATO Kriegswaffen . . . Wir alle können nur hoffen, dass sich die feindseligen Parteien . . . bald an einen Tisch setzen und einen für alle tragfähigen Kompromiss aushandeln. Aus Emmendingen heißt es u.a.: In jedem anderen Land würde dieser Herr (Botschafter Melnyk) von Regierungsseite zur Mäßigung ermahnt, wenn nicht gar zur Ausreise aufgefordert. Unsere Bundesregierung duckt sich weg. – Unsere Politik sollte realistisch sein. Es ist ein Fehler, dass zu viele der Forderungen der Ukraine unterstützt werden. Man sollte auch die Lagebeurteilung durch Russland berücksichtigen. Ziel sollte es sein, dass die Ukraine einen neutralen Pufferstaat bildet. Die Ukraine sollte zu einem Kompromiss gezwungen werden. Die traditionellen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland sollten nicht zerstört werden.

Es gab in den letzten Wochen auch in Baden feindliche Äußerungen gegenüber aus Russland stammenden Personen. Wie die Badische Zeitung im März berichtete, leben in Baden-Baden 1.100 Personen mit nur russischem Pass und doppelt so viele mit doppelter Staatsangehörigkeit. Ein Kellner aus Odessa habe ein Video veröffentlicht, in dem er mit ukrainischer Fahne durch den Kurpark gelaufen sei und dabei Beleidigungen gegenüber Russen von sich gegeben habe. Ein mir Bekannter hat diesen Kellner sogar vor dem Cafe Rizzi – seiner eigenen Arbeitsstelle – angetroffen, als er eine antirusssiche Werbung zeigte. Mein Bekannter hat dies der Geschäftsleitung gemeldet. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass in diesem Cafe fast regelmäßig russische Gäste anzutreffen sind. Dem Kellner wurde gekündigt. Besonders bemerkenswert ist, dass der ukrainische Außenminister Kubela sich genötigt sah, sich in diese für einen Außenminister nebensächliche Angelegenheit einzumischen, und sich mit dem Kellner solidarisierte.

Der Widerstand der ukrainischen Bevölkerung gegen den russischen Angriff zeugt von Nationalbewußtsein und Einsatzbereitschaft. Diese grundsätzlich lobenswerten und für unser Volk vorbildlichen Eigenschaften sind sicherlich auch auf die historischen Erfahrungen zur Zeit der bolschewistischen Herrschaft zurückzuführen. Walter Lange – aus der Sowjet-Union stammend und dort früher im Agrarbereich tätig – erwähnt in seinem Buch Warum mussten wir in der Sowjet-Union hungern? (Lichtzeichenverlag 2010) unvorstellbare Verbrechen. Er zitiert auch Dmytro Zlepko: Dem größten Völkermordverbrechen unseres Jahrhunderts, dem von Stalin inszenierten Hunger-Holocaust in der Ukraine 1932/33, fielen zwischen 7 und 10 Millionen Menschen zum Opfer, davon 3,5 Mill. Kinder. Andere Quellen geben meistens eine niedrigere Zahl an Toten an, aber 4 Mill. gelten wohl als unstrittig. Ziel der Bolschewisten war die Vernichtung des ukrainischen Bauernstandes im Rahmen der Kollektivierung der Landwirtschaft. Stalin sah das Bauerntum auch als Quelle nationalistischer Gesinnung an, die es auszurotten galt.