Wieso ist jetzt Flüssiggas auch für Grüne akzeptabel?

Peter Bulke/   Im Zusammenhang mit dem Angriff Russlands auf die  Ukraine kündigte unsere Außenministerin Annalena Baerbock 2022 an, die Energielieferungen aus Russland auf Null und für immer zu reduzieren. Alice Weidel (AfD) meinte im Bundestag zu dieser Ankündigung, die Bundesregierung sollte sich ein Beispiel an der ungarischen Regierung nehmen und in der Energiepolitik die Interessen des eigenen Landes an die erste Stelle setzen. Weil Deutschland nicht direkt am Krieg beteiligt ist, wäre es natürlich besser gewesen, auch Verständnis für die russischen Sicherheitsbedürfnisse aufzubringen, und sich nicht einseitig den US-amerikanischen Wünschen zu unterwerfen und immer weitere Waffenlieferungen zu unterstützen. Die für linksorientierte Politiker typisch pazifistische Haltung war plötzlich verschwunden!  Lesen Sie in unserem Text vom 09. 09. 2023, was der in Freiburg bekannte linksorientierte Historiker Prof. Wette dazu meint.

Auch beim Ersatz der russischen Gaslieferungen schienen für die Bundesregierung neben den viel höheren Kosten auch die größere Umweltschädlichkeit des angelieferten Flüssiggases nicht mehr wichtig zu sein. Damit das Erdgas zum Flüssiggas (LNG = liquefied natural gas) wird, muss es auf -164 Grad heruntergekühlt werden. Das Volumen sinkt dadurch auf ein Sechshundertstel. Beim vorangehenden Fracking werden vielfach schädliche Chemikalien eingesetzt, um das Gas aus den Gesteinsschichten zu lösen. Deshalb hatte Deutschland selbst von dieser Methode Abstand genommen. Eingeführt wird LNG trotzdem. Wichtigste Lieferländer sind die USA, Katar, Ausstralien. Das Ziel, möglichst viel LNG zu importieren, erfordert umfangreiche Investitionen, u. a. schwimmende Importterminals für die riesigen LNG-Transportschiffe, die in der Regel nicht bis zum Endziel an der Küste fahren können. Es sind etliche solcher Empfangsstellen im Bau bzw. geplant. Durch ein LNG-Beschleunigungsgesetz, beschlossen von Bundestag und Bundesrat, können Umweltprüfungen ausfallen.

Das problematischste Vorhaben ist bei der Insel Rügen in Vorbereitung. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) versucht dagegen vorzugehen. Endempfangsstelle soll das vorpommersche Lubmin sein. Es liegt am Greifwalder Bodden (flacher Wasserstand). Dieser Bodden wird überwiegend umschlossen im Süden von der Festlandküste und vor allem von der besonderen Form der Insel Rügen. Er gilt als ökologisch sehr empfindliches Gebiet. Selbst die in Deutschland seltenen Säugetierarten Kegelrobbe und Ostsee-Schweinswal leben dort. Der DUH geht es nicht nur, aber vorwiegend um die geplante ca. 40 km lange Pipeline. Sie würde den Greifwalder Bodden durchschneiden.               p.bulke@web.de