Peter Bulke/ Unter Naturfreunden genießt der Wolf seit seiner Rückkehr nach Deutschland große Sympathie. Er steht für Wildnis, die bei uns so sehr fehlt. Nach Informationen der Zeitschrift NATIONALPARK, Nr. 1/2020, sind in Deutschland ca. 100 Wolfsrudel bekannt. Sie leben schwerpunktmäßig in Brandenburg, der sächsischen Lausitz und im östlichen Niedersachsen. Nach einer 2019 bekannt gegebenen Studie besiedeln Wölfe in Deutschland bevorzugt Truppenübungsplätze. Im Jahre 2019 sollen bundesweit etwa 2.000 Nutztiere von Wölfen gerissen worden sein . Hierfür werden Entschädigungen gezahlt.
Nachdem vor zwei Jahren bei Bad Wildbad (Kreis Calw) ein Wolf etliche Schafe einer Herde getötet hatte, erklärte Umweltminister Untersteller ein Gebiet mit einem Durchmesser von 60 km zum Wolfsgebiet. Hier hat der Landwirt Anspruch auf die Materialkosten für Schutzzäune und auch für spezielle Schutzhunde. Im April 2020 wurden in Münstertal zwei Ziegen durch einen Wolf getötet. Wie im Nordschwarzwald handelte es sich um ein bekanntes männliches Einzeltier. Soll nun auch hier ein Wolfsgebiet festgelegt werden? Hierüber wird zur Zeit gestritten. Vor allem bei Landwirten stößt der Wunsch auf Widerspruch.
Ihnen sollte man – nicht nur aus landwirtschaftlicher Sicht – aus folgenden Gründen zustimmen: 1) Das typische Landschaftsbild des Südschwarzwaldes ist der Wechsel von Wald und Weide. Große zusammenhängende Waldflächen fehlen weitgehend. Das Grünland gehört zum Lebensraum etlicher wildlebender Säugetierarten. Das Problem wären die Schutzzäune: unter Strom stehender Maschendraht. Er würde vor allem Rehe, Gemsen (in Hochlagen) und Füchse (Mäusejäger) aussperren. Übliche Einzäunungen bilden keine großen Hindernisse. Viele E-Zäune mit einem oder zwei Drähten werden auch immer wieder versetzt (Umtriebsweide). Der Schutzzaun passt in Gebiete mit großen Schafherden wie in der Lüneburger Heide, wo die Herde nachts auf eine kleine eingezäunte Fläche konzentriert wird. 2) Die Mutterkuhhaltung hat sich stärker verbreitet. Dadurch sind auch Kühe mit ihren Kälbern auf den Weideflächen. (Nicht nur Schafe und Ziegen müssen geschützt werden.) 3) Nicht wenige Nebenerwerbslandwirte würden die Grünlandnutzung aufgeben. 4) Für den Schutz einheimischer Tierarten gibt es wichtigere Aufgaben als den Schutz einiger Wolfsexemplare. Das im Koalitionsvertrag 2016 vereinbarte Biotopverbundsystem sollte vorankommen. Das würde z. B. auch der Wildkatze nützen.