Zuviel Verständnis für Radaubrüder

Peter Bulke/   In der Badischen Zeitung vom 16. 08., im Teil „Freiburger Zeitung“, spricht der Kommentator Peter Disch unter der Überschrift Freiburger Lebenslügen ein Dauerproblem an: Es gibt Konflikte, die lassen sich  nicht lösen. Dazu zählt die Frage, wem die Freiburger Nacht gehört. . . . Zum Selbstbild einer liberalen Stadt passt nichts, was den Anschein von Ordnungspolitik hat. Probleme sollen durch Appelle gelöst werden. Der sprichwörtliche Freiburger Weg führt beim Thema Lärmbelästigung aber in eine Sackgasse.  Hiermit ist exakt ein Freiburger Problem dargestellt. Anlass war nächtliches Gejohle und lärmende „Musik“ auf dem Seeparkgelände. Der Bürgerverein Betzenhausen-Bischofslinde forderte von der Stadt, etwas dagegen zu unternehmen. Diese versucht, zwischen den Interessen der Feiernden und den Anwohnern eine „Balance“ zu schaffen. Bekanntlich ist der Seepark nicht der einzige Platz, wo immer wieder unerträglicher Radau Anwohner um den Schlaf bringt. Besonders schlimm muss  es in der Nacht vom 19. zum 20. Juni auf dem Platz der Alten Synagoge und auf dem Lederleplatz zugegangen sein. Flaschen wurden auf Polzisten geworfen.

2018 hat das Verwaltungsgericht die Stadt Freiburg aufgefordert, für eine akzeptable nächtliche Ruhe für die leidgeprüften Anwohner zu sorgen. Problemort war der Augustinerplatz. Am 20. 12. 2019 konnte die BZ berichten: Ruhe auf dem Augustinerplatz.  Das war zwar übertrieben, aber die Störungen waren im Sommer 2019 zurückgegangen. Der Vollzugsdienst (VD) und die Unterbindung des illegalen Alkoholverkaufs hatten sich ausgewirkt.  Inzwischen wurde der VD zu einem zahnlosen Tiger heruntergewitschaftet, wie es die Freien Wähler ausgedrückt haben.

2019 wurde auch der kleine Lederleplatz im Stühlinger zur Lärmkulisse, weil der Getränkeverkauf beim „Bis Späti“ (Foto) eingerichtet war – zum Leidwesen der meisten Anwohner und zur Freude des Jupi-Stadtrats Sergio Schmidt. Im Juni 2021 wurde der Verkauf (selbst an Wochentagen bis 2 Uhr) endlich beendet. Aber das Lärmproblem für die Stadt insgesamt ist damit nicht gelöst. Sinnvoll wäre es, nicht auch noch durch extra häufigen Straßenbahn- und Busverkehr in den Sommernächten auf Samstag und Sonntag potentielle Nachtschwärmer anzulocken. Gut erscheint der Vorschlag der „Freiburger Initiative gegen Lärm und Zwangsbeschallung“ (Filz), ab bestimmter Lautstärke Bußgelder zu verhängen. Dazu wäre natürlich zusätzliches Kontrollpersonal nötig. Doch so etwas scheitert an der linken Ratsmehrheit.