
Ein 19-Jähriges Mädchen hat sich an die Freiburger Frauenberatungsstelle gewandt, weil sie ihre Familie verlassen wollte. Ihre ältere Schwester sollte verheiratet werden. Der Vater sei schon lange verstorben, danach machte sich der ältere Bruder auf die Suche nach einem geeigneten Manne für seine Schwester. Er gab ihr sogar ein Handy-Verbot und sie konnte sich nur noch heimlich mit ihren Freundinnen treffen.
Dies ist eine wahre Geschichte, die die Kulturwissenschaftlerin Rukiye Cankiran aus ihrem Buch „Das verlorene Glück – Zwangsheiraten in unserer Gesellschaft“ im Schwarzen Kloster (Rathausgasse 48) vortrug. Anschließend diskutierten Expertinnen, darunter Martina Raab-Heck von der Freiburger Fachstelle Intervention gegen Häusliche Gewalt (FRIG). Kontakt zu Alina hatte sie über die Frauenberatungsstelle, die sich gewünscht hätte, dass sie in einer Schutzeinrichtung untergekommen wäre. Sieben Fälle von Zwangsheirat registrierte FRIG im Jahr 2018.
Will eine junge Frau der Zwangsheirat entfliehen, nimmt das Jugendamt sie in Obhut, sofern sie minderjährig ist. Erwachsene müssen meist auf Plätze in Frauenhäusern warten. Sowohl bundesweit als auch in Freiburg sind diese überlastet. Das Frauen- und Kinderschutzhaus in Freiburg mit seinen 20 Plätzen könne nicht alle Anfragen bedienen, wie eine Mitarbeiterin berichtete.
Zwangsheirat hat in unserer westlichen Kultur nichts zu suchen. Zwangsheirat ist nicht nur in Ländern außerhalb Europas ein Thema. Auch in Deutschland geht die Zahl zwangsverheirateter Frauen und Mädchen in die Tausende. Die Namensgeberin des Vereins, Sabatina James, wurde selbst zwangsverheiratet. Sie konnte aus diesem „Gefängnis“ fliehen und hilft mit ihrer Organisation jetzt Menschen in ähnlichen Situationen. Sabatina James konvertierte vom Islam zum Christentum und lebt seitdem an weltweit ständig wechselnden Orten, da ihr mit dem Tod gedroht wird.