Nach der letzten Betriebsversammlung der VAG haben wir sechs der dringendsten Themen direkt an OB Martin Horn übergeben. Die Geschäftsführer Benz und Bartosch haben darauf reagiert – doch ihre Antworten wirken mehr wie Beruhigungspillen als wie echte Lösungen.
Hier die Fakten ⬇️
📢 Anfrage an die VAG – Antworten ohne echten Biss
Schon vor einiger Zeit habe ich der Freiburger Verkehrs AG (VAG) einen umfangreichen Fragenkatalog geschickt. Die damaligen Antworten waren vielen noch präsent: technisch korrekt, aber wenig verbindlich.
Seitdem haben sich zahlreiche Fahrerinnen und Fahrer bei mir gemeldet. Immer wieder ging es um dieselben Probleme: ⏱️ Verspätungen, 🚋 defekte Fahrzeuge, ❌ fehlende Rückmeldungen. Im Mai stand eine Betriebsversammlung an – erneut mit vielen Fragen, erneut mit vielen schwammigen Antworten.
Gemeinsam mit dem Fahrpersonal haben wir deshalb sechs besonders drängende Themen herausgegriffen und direkt an Oberbürgermeister Martin Horn geschickt. Die Geschäftsführer der VAG, Oliver Benz und Stephan Bartosch, legten eine Antwort vor – doch die wirkt eher wie ein Versuch, Druck rauszunehmen, als wie ein Plan zur Lösung.
🚦 1. Vorrangschaltung: freie Fahrt oder Dauerstau?
Eigentlich sollen Straßenbahnen in Freiburg an bestimmten Kreuzungen freie Fahrt haben. Spontananmeldungen per Knopfdruck – etwa an der Johanneskirche – gehörten lange zum Alltag und funktionierten schnell und zuverlässig.
Heute sieht die Realität anders aus: Wartezeiten von bis zu zwei Minuten sind keine Seltenheit. Fahrpläne geraten ins Wanken, Fahrer unter Zeitdruck, Fahrgäste ins Grübeln. Unsere Frage: Wurde am System etwas verändert?
Die VAG sagt: „Nein.“ Punkt. Eine Erklärung, warum sich die Situation sichtbar verschlechtert hat, bleibt sie schuldig. Wer regelmäßig mitfährt, weiß, dass das nicht stimmen kann.
đź”§ 2. Werkstatt: Reparaturen nur im Notfall
Straßenbahnen sind fast rund um die Uhr im Einsatz. Tagsüber ist keine Zeit für gründliche Reparaturen – nachts dagegen schon. Ein Zwei-Schicht-System in der Werkstatt könnte hier die Lösung sein.
Doch die VAG verweist lediglich auf einen „24-Stunden-Notdienst“. Faktisch bedeutet das: Fahrzeuge mit Mängeln rollen weiter durchs Netz, weil sie tagsüber gebraucht werden. Fahrpersonal kritisiert diesen Zustand seit Jahren. Passiert ist bislang nichts.
📕 3. Mängelmeldungen: Ein schwarzes Loch
Defekte werden zwar ins Mängelbuch eingetragen – aber dann? Keine Rückmeldung, keine Info, keine Transparenz.
Fahrer wissen nicht, ob ein Defekt überhaupt registriert wurde, geschweige denn, wann er repariert wird. Die Folge: immer weniger Einträge, weil das Vertrauen fehlt.
Seit Jahren lautet die Antwort der VAG: „Wir arbeiten an einer digitalen Lösung.“ Doch auch diesmal ist es bei dieser Standardfloskel geblieben.
đźš— 4. Parkplatznot: Fahrer stehen im Abseits
Fahrpersonal, das außerhalb von Freiburg wohnt, ist auf das Auto angewiesen. Doch die Parkplätze am Betriebshof sind knapp und werden tagsüber überwiegend von Büroangestellten besetzt.
Fahrer weichen auf Besucherparkplätze aus und riskieren Verwarnungen oder gar Abschleppen. Unsere Frage: Ist eine Lösung wie eine Hochgarage denkbar?
Die VAG verweist auf eine Arbeitsgruppe – konkrete Pläne gibt es nicht.
📱 5. Tablets: Fahrpersonal ignoriert
Mehr als 260 Fahrer haben mit einer Unterschriftensammlung gefordert, KursbĂĽcher in Papierform zu behalten. Vergeblich.
Die VAG setzt kompromisslos auf Tablets, um Druckkosten zu sparen und Abläufe zu vereinfachen. Eine pragmatische Doppel-Lösung – Tablet und Kursbuch parallel – wurde nicht einmal ernsthaft geprüft.
đź’» 6. Softwareprobleme: Dauerpatient im Netz
An Endhaltestellen klappt die automatische Zielanzeige häufig nicht. Vorrangschaltungen und Spontananmeldungen fallen regelmäßig aus. Das führt zu Verspätungen im gesamten Netz.
Die VAG räumt diese Störungen ein, verspricht Softwareupdates und Analysen mit den Herstellern. Doch da die Probleme immer wieder auftreten, fragt sich das Fahrpersonal zu Recht: Wie lange soll diese „Analyse“ eigentlich noch dauern?
⚠️ Fazit: Viel Gerede, wenig Veränderung
Das Fazit ist ernüchternd: Formal wurden unsere sechs Fragen beantwortet. Inhaltlich bleibt aber fast alles vage. Mal heißt es „wir arbeiten daran“, mal „eine Arbeitsgruppe prüft“ – konkrete Maßnahmen? Fehlanzeige.
Wenn schon wir als Gemeinderäte solche schwammigen Antworten erhalten, wie muss es dann erst den Mitarbeitenden im Fahrdienst gehen? Kein Wunder, dass viele den Eindruck haben, man könne sich die Zeit in Betriebsversammlungen sparen.
Klar ist: Freiburg braucht eine VAG, die Probleme nicht nur verwaltet, sondern löst. Die Fragen liegen auf dem Tisch. Jetzt sind Antworten mit Substanz gefragt.
Wir bleiben dran
Markus Castro und Karl Schwarz
AfD Gruppe Gemeinderat Freiburg