Vor 100 Jahren: Faschistenmarsch auf Bozen

Nur wenige Jahre, nachdem der Süden Tirols im Friedensvertrag nach dem 1. Weltkrieg vom Mutterland abgetrennt worden war, tobten sich dort italienische Faschisten aus. Dass die künftige italienische Regierungschefin Meloni die Rechte der deutschen Volksgruppe einschränken wird – dafür gibt es keine Anhaltspunkte. Sie wird hoffentlich ein Gewinn für Europa.

Der Südtiroler Heimatbund möchte bei der ehemaligen Kaiser-Elisabeth-Schule in Bozen eine Gedenktafel anbringen. Das Bürgermeisteramt wurde wegen der Genehmigung angeschrieben. Es geht um ein Gedenken an ein Ereignis vom 1. Oktober 1922, als faschistische Schwarzhemden in großer Zahl in Bozen auftraten, die Elisabeth-Schule besetzten und die 700 Schüler und das Lehrpersonal nach Hause schickten. Am folgenden Tag wurde das Rathaus gestürmt und der Gemeinderat abgesetzt. Das geschah noch, bevor die Faschisten in Italien noch im gleichen Jahr mit dem Marsch auf Rom die Macht in Italien übernahmen. Bereits im Frühjahr 1921 hatte es den „Blutsonntag von Bozen“ gegeben. 420 aus Italien angereiste Schwarzhemden griffen einen festlichen Trachtenumzug an. Dabei wurden 50 Personen verletzt und der Lehrer Franz Innerhofer erschossen. Über 100 Jahre später, im September 2021, wurde in Innsbruck für ihn ein Denkmal eingeweiht zur Erinnerung an den ersten blutigen Übergriff seit der Angliederung Südtirols an Italien.

Mit dem Faschismus wird zur Zeit immer wieder die erfolgreiche Partei Fratelli d’Italia in Verbindung gebracht. Die 45-jährige Wahlsiegerin Giorgia Meloni hatte in ihrer Jugendzeit Kontakte zur damaligen Movimento Sociale Italiano, die allgemein als neofaschistisch galt. Melonis Partei werden zwar auch neofaschistische Wurzeln zugeschrieben; sie unterscheidet sich aber meilenweit von einer faschistischen Partei. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es in Italien keine so total überzogene Vergangenheitsbewältigung gegeben hat und weiterhin gibt wie in Deutschland. Und in jeder politischen Bewegung lassen sich auch gute Seiten finden. Das Leitmotiv der Frau Meloni im Wahlkampf lautete: Gott, Vaterland, Familie. Sie tritt für die Bewahrung der christlichen Identität ein, lehnt die fortwährende Invasion aus Afrika und dem Orient ab und setzt sich für eine staatliche Unterstützung Schwangerer als Gegenmaßnahme gegen die Tötung Ungeborener ein. Es ist zu hoffen, dass es zu einer guten Zusammenarbeit mit Orban in Ungarn kommen wird.

Wird die künftige italienische Regierung stärker als die derzeitige Politik die Identität Südtirols gefährden?  Hinweise darauf sind zumindest nicht bekannt. Gefahr droht von ganz anderer Seite. Die Partei SÜDTIROLER FREIHEIT warnte vor einer Forderung der GRÜNEN. Diese haben sich 2019 für gemischtsprachige Schulen ausgesprochen. Aber der muttersprachliche Unterricht ist ein wichtiger Grundpfeiler des Autonomiestatus zum Schutz der deutschsprachigen Bevölkerung. Italienisch als Fremdsprache wird in den deutschsprachigen Schulen sowieso unterrichtet.

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